Der Ausbruch der Affenpocken in mehr als 100 Ländern ist kein internationaler Gesundheitsnotstand mehr. Weil die gemeldeten Fallzahlen der nun Mpox genannten Infektionskrankheit weltweit deutlich zurückgegangen sind, hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) den im Juli 2022 verhängten Notstand nun aufgehoben.
Welche Folgen hat das? Wie ist die Lage in Deutschland? Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Was bedeutet der internationale Gesundheitsnotstand?
Direkte Auswirkungen hat die Entscheidung der WHO nicht, weil Regierungen selbst über Schutzmaßnahmen entscheiden. Vielmehr ist der Notstand eine Art Alarmsignal an die Regierungen, dass eine Krankheit sich regional oder weltweit stark ausbreitet und Schutzmaßnahmen ergriffen werden sollten. Ob sie dem folgen und was sie anordnen, entscheidet jede Regierung für sich.
Offiziell heißt der Gesundheitsnotstand »gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite« (PHEIC – public health emergency of international concern). Es ist die höchste Alarmstufe, die die WHO verhängen kann. Erst vergangenen Freitag hatte die WHO den Gesundheitsnotstand wegen der Coronapandemie nach mehr als drei Jahren aufgehoben.
Seit 2005 hat die WHO siebenmal einen Gesundheitsnotstand ausgerufen. Der Corona-Notstand war der zweitlängste. Der längste gilt für Polio und besteht seit 2014. Notlagen wurden auch wegen des Influenza-A-Virus H1N1 (2009–2010), wegen Ebola in Westafrika (2014–2016), Zika (2016) und Ebola in der Demokratischen Republik Kongo (2019–2020) ausgerufen.
Wie ist der Stand der Verbreitung von Mpox?
Von Anfang 2022 bis 9. Mai 2023 wurden der WHO mehr als 87.000 Fälle von Mpox-Infektionen sowie 140 Todesfälle aus 111 Ländern gemeldet. Weil es vielerorts wenig Testmöglichkeiten gibt und nicht alle Betroffenen sich melden, dürfte die weltweite Verbreitung schon früher begonnen haben und die wahren Infektionszahlen höher liegen.
Deutschland war unter den zehn Ländern mit den höchsten Fallzahlen. Knapp 3700 Mpox-Fälle wurden dem Robert Koch-Institut bis April 2023 gemeldet , Todesfälle waren nicht dabei. Nach einem starken Anstieg gingen die Fallzahlen seit August deutlich zurück. Seit Ende Januar 2023 wurde laut RKI kein Fall mehr registriert. Die große Mehrheit der Infizierten waren Männer, weniger als ein Prozent Frauen, Jugendliche und Kinder.
Wie geht es jetzt weiter?
Das RKI warnt, dass die Fallzahlen wieder steigen könnten, etwa, wenn im Frühjahr mehr Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern stattfinden. »Um Ansteckungen zu verhindern, müssen weiterhin angemessene Präventionsmaßnahmen umgesetzt und Infektionen frühzeitig erkannt werden«, heißt es .
Eine Gefährdung für die Gesundheit der breiten Bevölkerung in Deutschland schätze das RKI jedoch als sehr gering ein, schreibt es auf seiner Website . Das Institut beobachte die Situation weiter äußerst genau und passe seine Einschätzung dem aktuellen Kenntnisstand an.
Der Erreger sei in Deutschland gerade nicht besonders aktiv, sagte der Berliner Virologe Christian Drosten kürzlich den Zeitungen der Funke Medien Gruppe . Die Affenpocken seien aber kein harmloses Virus. »Wir wissen aus der Geschichte, dass andere Pockenvirus-Infektionen mit milden Verläufen begannen und sich dann in der Anpassung an den Menschen verstärkt haben.« Das müsse man auch beim Affenpockenvirus befürchten. Dass die Lage aktuell in Deutschland weitgehend ruhig sei, liege laut Drosten auch daran, »dass in der Community, in der die meisten Fälle auftraten, also unter Männern, die Sex mit anderen Männern haben, ein großes Bewusstsein für die Gefährdung entstanden ist«.
Wie werden Mpox übertragen und was sind die Symptome?
Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist insbesondere bei engem Kontakt möglich. Das Virus wird dabei durch Tröpfchen, Wunden, den Bläscheninhalt und Schorf auf der Haut oder Körperflüssigkeiten wie Speichel übertragen.
Infizierte können andere anstecken, solange sie Symptome haben und die Pocken-Krusten nicht vollständig abgeheilt sind. Im Gegensatz zu den seit 1980 ausgerotteten Menschenpocken verlaufen Affenpocken in der Regel deutlich milder; die meisten Menschen erholen sich innerhalb von mehreren Wochen.
In der EU ist ein Pocken-Impfstoff zugelassen, der auch zum Schutz vor Mpox eingesetzt werden kann